Emma Hinze fährt Weltrekord und verabschiedet sich in langen Urlaub
Berlin. Bei 27,063 Sekunden blieben die Uhren für Emma Hinze im Berliner Velodrom stehen. Weltrekord über 500 Meter fliegend! Die achtmalige Weltmeisterin aus Cottbus, die tags zuvor auch den Meistertitel über 500 Meter gewonnen hatte, pulverisierte geradezu auf der 250-Meter-Piste an der Landsberger Allee die alte Bestmarke von Kristina Vogel aus dem Jahr 2016. Fast zwei Sekunden war die Cottbuserin am Samstag schneller als die Rekord-Weltmeisterin (28,970) über 500 Meter fliegend. Zwar ist diese Distanz kein offizieller Wettbewerb, die Zeit bestätigte aber die gute Form Hinzes.
„Die Zeit ist echt cool. Ich freue mich sehr. Wir sind das vor Olympia schon ein paar Mal im Training gefahren und auch da schneller als der alte Weltrekord. Schön, dass es jetzt auch hier geklappt hat“, sagte Hinze. Auch bei den Olympischen Spielen in Paris hatte die gebürtige Hildesheimerin, die seit 2015 in Cottbus lebt und trainiert, mehrfach Bestzeiten angeboten, am Ende sprangen Bronze im Teamsprint zusammen mit Pauline Grabosch und Lea Friedrich, Platz fünf im Keirin und Platz sechs im Sprint heraus.
„Ich kann mir nichts vorwerfen. Trotzdem ist es schwierig, das Ergebnis zu akzeptieren. Nach Tokio 2021 war es jetzt schon das zweite Mal, dass andere Nationen besser waren als wir“, schaute Hinze zurück, die vor drei Jahren in Japan zusammen mit Lea Friedrich Silber im Teamsprint gewann. Zwischen Tokio und Paris hatten die deutschen Sprinterinnen den Kurzzeitbereich bei WM und EM weitgehend dominiert, gewannen von 2020 bis 2023 viermal in Folge das Regenbogentrikot im Teamsprint.
Eine fünfte Goldmedaille im Teamsprint wird für Hinze bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen (ab 16. Oktober) nicht hinzukommen. „Ich fahre die WM nicht und mache eine längere Pause“, sagte Hinze, die am Sonntag mit Trainer und Lebensgefährte Maximilian Levy auf die Malediven reisen wird. Danach wartet für die Sportsoldatin ein länger aufgeschobener Unteroffizier-Anwärter-Lehrgang. „Mein Kopf muss die nächsten Wochen mal was anderes machen“, sagte Hinze, die nebenbei auch ein Sportwissenschaften-Studium in Berlin begonnen hat.
Ein Karriereende ist für die 26-Jährige allerdings kein Thema. „Ich mache schon weiter, aber eben nicht sofort“, bestätigte Hinze in Berlin, für die zum Wiedereinstieg noch die Trainerfrage geklärt werden muss. Maximilian Levy ist eigentlich Junioren-Bundestrainer. Ob der dreimalige Olympia-Medaillengewinner wie im vergangenen Jahr weiter eine Doppelrolle ausfüllen will und kann, ist derzeit offen. Genauso, wie lange Hinze noch durch das Oval rasen wird: „Ich würde jetzt Los Angeles 2028 nicht ausschließen, aber vier Jahre ist schon eine lange Zeit. Ich denke, ich schaue jetzt von Jahr zu Jahr“, sagte Hinze in Berlin.